In dieser Episode von Menschen und Räume im Gespräch verrät Dipl.-Ing. Thorsten Kaufhold im Dialog mit Karin Kaufhold:
- Warum das die falsche Frage ist
- Ob ein Fertighausanbieter die bessere Kostentransparenz bietet
- Wie du auch mit begrenztem Budget ein Traumhaus bauen kannst
- Wie du Überraschungen bei den Baunebenkosten vermeidest
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Hier das Transkript:
Karin: Ein vom Architekten geplantes Haus steht im Ruf, besonders teuer zu sein.
Ob das tatsächlich stimmt und welche Denkfehler du vermeiden solltest, erfährst du heute von Thorsten Kaufhold, seines Zeichens Architekt.
Thorsten, du bist jetzt schon über 35 Jahre Architekt und hast schon viele Menschen auf dem Weg zu ihrem Traumhaus begleitet. Jetzt erzähl mal, was kostet denn jetzt so ein Architekt?
Thorsten: Das ist für mich die völlig falsche Frage am Anfang.
Karin: Okay.
Die wichtigere Frage: Wer ist der richtige Architekt?
Thorsten: Natürlich kostet ein Architekt Geld, das ist ohne Frage. Aber für mich ist es wichtig, dass sich als erstes die Menschen einen Architekten suchen, dem sie vertrauen. Und wenn das geklärt ist: ob man einander vertraut, ob man zusammenpasst, ob man zusammen ein Haus entwerfen, bauen kann… Das ist ja etwas in der Regel fürs ganze Leben.
Und wenn da wirklich ein gutes Vertrauensverhältnis da ist, dann kann man sich auch mit dem Architekten über Geld unterhalten. Und wenn es wirklich ein gutes Vertrauensverhältnis ist, dann wird das auch funktionieren. Dann wird man dort auch sehen, dass man zueinander findet.
Aber die erste Frage ist, passe ich zusammen? Und dann kann man zusammen klären, was möchte ich denn, was will ich denn?
Das ist oft so bei den Menschen, dass sie am Anfang gar nicht wissen, was sie wirklich wollen. Und das macht es natürlich auch ein bisschen schwierig.
Das ist so ein Findungsprozess, bis man rausfindet: was will der denn überhaupt? Was braucht der, was kann der? Das ist einfach ein Prozess, der zusammen gestaltet wird.
In Deutschland wird das ganz oft so gemacht: die Leute gehen zum Architekten und sagen: „Das sind meine Vorstellungen und das ist mein Budget.“
Und das passt oft nicht zusammen. Das sind zwei Dinge, die oft nicht zusammen funktionieren. Und da kommen dann Mischungen heraus, die nicht gut für die Bauherren sind.
Ich war mal auf einer Messe und da hat mir ein Österreicher gesagt: in Österreich geht das anders. In Österreich ist es so, ich gehe zum Architekten und sage: „Das sind meine Wünsche“. Aber man redet nicht über Geld. Und dann kann der Architekt völlig frei entwerfen und kann sagen, so jetzt lege ich mal los.
Oder der Bauherr geht zum Architekten und sagt: „Ich habe dieses Budget“. Aber er sagt dann nichts von Größe. Ich habe das Budget und dafür mache ich mein Haus. Das ist auch eine klare Zielvorgabe, danach kann man auch arbeiten.
Und da die Leute das oft auch nicht wissen und nicht so handhaben, dann gehen sie auch öfter mal zu Fertighausanbietern, die sowieso im Ruf stehen, dass sie günstiger sind als Architekten.
In meinen Augen ist das nicht unbedingt so, denn sie müssen die Leistungen ja alle einkaufen. Sie müssen den Architekten einkaufen, sie müssen die Handwerker einkaufen und sie verkaufen das dann an den Endkunden weiter. Und darauf muss ein Aufschlag gezahlt werden. Meine Erfahrung sagt, wenn ich mit einem Architekten baue, dass es in der Regel 15 bis 20 Prozent günstiger ist, als wenn ich mit einem Schlüsselfertighersteller baue.
Architekt vs. Fertighausanbieter
Karin: Wenn ich meine Individualität da nicht so stark reinbringe?
Also der Fertighausanbieter lebt ja von seinem fertigen System. Das ist ja so ähnlich, als ob man sich ein Auto bestellt, kann man vielleicht gut vergleichen. Will ich die Grundausstattung oder will ich da eine Luxusausstattung? Aber im Grunde weiß ich vorher, welches Auto ich bekomme.
Thorsten: Ja, da wird auch die Ausstattung genau festgelegt. Also wenn ich als Bauherr genau weiß, was ich haben möchte. Welche Fliesen auf dem Boden, welche Wandbeläge, welche Badezimmer, was für Lichtschalterprogramme, was für Dachziegel, was für Fenster.
Wenn das zu 100 Prozent feststeht, dann kann ich mit einem Architekten auch sozusagen schlüsselfertig bauen. Dann kann ich auch sagen, so, ich baue jetzt ein Haus zum Festpreis. Das ist gar kein Problem.
Weil dann wird vorher genau definiert, was ich haben möchte. Dann wird es auch den Firmen so mitgeteilt, wenn Ausschreibungen gemacht werden bei der Ausführungsplanung. Das wird überall berücksichtigt und dann ist es auch festgeschrieben.
Und wenn ich dann mit einem Architekten baue, habe ich immer noch die Freiheit, wenn ich mir dann während des Baues etwas anders überlege, dann habe ich auch festgezurrte Einzelpreise von den Anbietern, wo ich genau weiß, da bezahle ich jetzt wirklich nur die Steckdose, die mehr kommt. Das ist immer so das klassische Beispiel.
Wenn ich das mit einem Schlüsselfertig-Anbieter baue, dann bin ich nachher an die Preise gebunden. Da bin ich voll an die Preise gebunden.
Traumhaus mit begrenztem Budget vom Architekten
Karin: Kannst du das nochmal kurz auf einen Punkt bringen? Wann bin ich beim Architekten gut aufgehoben?
Thorsten: Immer. Kann ich als Architekt nur sagen, bin ich immer gut aufgehoben.
Das Wichtigste dabei ist einfach, dass man jemanden findet, dem man vertraut. Dass man auf seine Gefühle vertraut und sagt, da kann ich gut mit umgehen. Und wenn das alles gut funktioniert, dann wird auch alles andere gut funktionieren, auch mit dem Geld.
Ich habe zum Beispiel mal ein Haus gebaut und entworfen. Da habe ich vorher für den Schwager schon gebaut und der Schwager hat mir gesagt, die haben viel Geld, gar kein Problem. Dann habe ich mit den Bauherren überhaupt nicht über Geld gesprochen, sondern die haben mir gesagt, was sie wollen.
Dann habe ich das Haus entworfen und dann habe ich den Entwurf vorgestellt. Sie waren beide baff, hin und weg, und haben gesagt, super, das ist genau unser Traumhaus.
Und dann haben wir das erste Mal über Geld gesprochen.
Dann haben sie gesagt: „Was kostet das Haus“? Dann habe ich ungefähr die Summe gesagt, die es kostet, weil wir auch noch nicht über die Ausstattung gesprochen hatten. Und dann haben sie gesagt: „Ups, so viel Geld haben wir nicht. Wir haben nur zwei Drittel von dem, was du uns gesagt hast“.
Dann habe ich gesagt: „Gut, okay. Ich weiß jetzt genau, was ihr wollt. Ich kann das jetzt verändern, sprich, kleiner machen“. Das heißt, ich habe mich dann nochmal drangesetzt, habe jetzt eine klare Geldvorgabe gehabt und habe das Haus entsprechend verkleinert.
Auch ohne, dass es sie nachher gestört hat. Als wir nachher die Entwürfe nebeneinandergelegt haben, haben wir festgestellt: das war optisch gar nicht zu sehen, welches das teurere und welches das günstigere war. Weil, mir ist es einfach gelungen, das Haus entsprechend kleiner zu machen und dadurch die Kosten zu reduzieren.
Und dadurch haben sie dann ihr Traumhaus bekommen. Das war halt auch ein Weg.
Karin: Das heißt, ein individuelles Traumhaus ist auch mit einem begrenzten Budget durchaus mit einem Architekten realisierbar.
Oder sogar besser.
Der Architekt ohne versteckte Agenda
Thorsten: Natürlich, ja. Also aus meiner Sicht heraus ist es immer besser, das mit einem Architekten zu machen, weil ich da frei bin.
Ich bin in allem frei, ich bin in meinen Entscheidungen frei. Vor allem habe ich einen freien Menschen, der mich vertritt auf der Baustelle. Der nur meine Interessen vertritt.
Und nicht von irgendjemand anders, sondern wirklich nur meine Interessen.
Karin: Ja, ich denke, das unterschätzen auch viele Menschen: der Architekt ist tatsächlich auf ihrer Seite. Der hat keinen Mehrwert davon, oder keine Nebeninteressen, wie jetzt zum Beispiel ein Generalunternehmer, der natürlich da seinen eigenen Gewinn maximieren möchte.
Thorsten: Wenn ein Bauleiter da ist von einer Generalunternehmer oder von einer Schlüsselfertigfirma, der ist natürlich auch seiner Firma verpflichtet. Und das bin ich, oder ist der Architekt, nicht. Wir sind nur uns selbst und den Bauherren verpflichtet.
Das ist die einzige Verpflichtung, die wir haben.
Und es wird oft Werbung gemacht, dass gesagt wird: Sie können sich auch einen TÜV-Ingenieur holen, um Ihre Baustelle zu überwachen. Wenn Sie einen Architekten bauen, haben Sie das.
Dann haben Sie einen qualifizierten Fachmann, mit dem Sie das Objekt bauen können und der das auch in Ihrem Interesse überwacht und verfolgt. Dann haben Sie es gar nicht nötig, dann muss man das gar nicht machen.
Keine Überraschung bei den Nebenkosten – Volle Kostentransparenz beim Architekten
Karin: Okay, ich fasse das nochmal kurz zusammen.
Der erste Schritt ist, erstmal einen Architekten zu finden, wo es menschlich passt, dem man vertraut.
Thorsten: Ja.
Karin: Und zu dem Termin bringt man dann vielleicht schon seine ersten Ideen, Wünsche, Fragen mit.
Thorsten: Ja, da wird dann einfach besprochen, was man sich vorstellt. Also bei mir ist es so, dass man sich dann kennenlernt, dass man fühlt, wie der Andere tickt. Und dann werden die Wünsche mitgeteilt, und dann setze ich mich dran, und entwerfe dann ein Gebäude. Dann wird das gebaut.
Die Ausnahme ist, wenn ich genau weiß, was ich haben möchte, dann kann ich sehr wohl zum Schlüsselfertiganbieter gehen. Aber dann bitte auch nichts ändern, sondern genauso wie das Haus im Katalog steht, bestellen, kaufen, gucken, welche Nebenkosten fehlen, und dann kann man das da auch machen.
Aber in der Regel ist es halt so, dass beim Architekten alles mit drin ist.
Der sagt auch alle Preise. Er sagt auch die Preise für die Grundstückserschließung, für die Pflasterarbeiten, für die Gartenherstellung, für die Terrasse, für die Garage, Genehmigungsgebühren, was da alles noch an Nebenkosten kommt.
Das ist auch ein nicht unerheblicher Teil beim Bauen.
Karin: Und der wird von Schlüsselfertigherstellern nicht so transparent gemacht?
Thorsten: Nein, da wird einfach nur gesagt, unser Haus, was ja aus deren Sicht auch richtig ist, unser Haus kostet die und die Summe. Oft kommen dann noch Nebenleistungen dazu, wie Fundament, Baugrunduntersuchungen, erhöhte Gründungsarbeiten, da fehlen die Zuwegungen aufs Grundstück, da fehlen Anschlüsse, Kabelanschlüsse, Kanalanschlüsse, das ist alles nicht mit drin.
Da muss man sich dann selber noch drum kümmern. Und das möglichst vor Baubeginn.
Dass man genau weiß: komme ich mit meinem Budget hin.
Also ich habe das oft genug erlebt, wo ich auch als Gutachter unterwegs war, dass das halt nachgekommen ist. Die haben das Haus gekauft und haben festgestellt, da kommen ja jetzt noch 40.000, 50.000, 60.000, 80.000 Euro einfach mal dazu.
Karin: …die man dann möglicherweise nicht mitfinanziert hat.
Thorsten: Nein, die müssen nachfinanziert werden. Und das ist dann immer ein ganz, ganz großes Problem.
Karin: Und beim Architekten ist das an der Stelle auf jeden Fall vorher transparent.
Thorsten: Da ist es transparent, ja. In dem Moment, wo der Bauantrag fertiggestellt ist, da stehen auch die Kosten fest. Also zumindest in dem Rahmen, was der Bauherr vorgegeben hat, was er haben möchte.
Man kann natürlich nicht sagen, ich möchte keinen Putz an den Wänden haben und nachher sagen, oh, ich möchte aber das mit Gold belegt haben. Dann wird so ein Haus natürlich teurer. Also die Ausstattung ist ein ganz, ganz großer Faktor bei den Baukosten.
Man kann sicherlich ein Haus bauen, was super ausgestattet ist und mit ganz teurer Tapete, ganz teuren Bodenbelägen, das kostet nachher locker das Doppelte wie einfach ein vernünftig ausgebautes Haus.
Fazit: Oft günstigere Baukosten, mehr Transparenz und keine Nebeninteressen beim Architekten
Karin: Okay, also wenn wir das jetzt nochmal auf den Punkt bringen:
Der Architekt ist auf jeden Fall ein guter Partner für den kompletten Hausbauprozess. Die Kosten sind transparent. Man weiß auf jeden Fall, der Architekt steht auf meiner Seite.
Der ist keinem anderen Unternehmen irgendwie verpflichtet und der kann einen einfach von A bis Z super begleiten und muss dabei noch nicht mal teurer sein.
Thorsten: Nein, es wird in der Regel günstiger sein, mit einem Architekten zu bauen.
Karin: Also ganz klare Empfehlung für den Architekten.
Wenn ihr wissen möchtet, ob Thorsten für euch vielleicht der richtige Ansprechpartner ist, schaut mal auf seiner Website vorbei. Die verlinken wir euch in der Videobeschreibung.
Und ich freue mich, dass du Zeit für uns gefunden hast.
Ich danke für das Gespräch. Vielen Dank. Bis zum nächsten Mal.
Thorsten: Bis zum nächsten Mal. Ciao.
PS: Architektur von der Stange? Gibt es bei Thorsten Kaufhold nicht. Warum Thorsten weder sich noch eine Bauherren in einen Stil zwängen lässt, erfährst du in diesem Blogartikel: Architektur Villa – Wohnglück und Weite erfahren.
