Eigenleistungen beim Hausbau sparen viel Geld. Ist das wirklich so? In dieser Episode von Menschen und Räume im Gespräch gibt Architekt Thorsten Kaufhold einige Denkanstöße. So könnt ihr für euch die richtige Entscheidung treffen, ob oder welche Eigenleistungen ihr beim Hausbau erbringen wollt.
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Das Transkript lesen:
Karin Kaufhold:
Hallo und herzlich willkommen bei Menschen und Räume im Gespräch. Wir dürfen gerade ein Bauprojekt begleiten, dazu haben wir auch schon mal die ersten zwei Teile gepostet, verlinke ich euch gerne nochmal und wie ihr da auch in diesen Videos sehen könnt, da sind die Bauherren auch selber richtig aktiv.
Hier geht es zur erwähnten Vorher-Nachher-Reihe eines Hausumbaus: Hausumbau vorher nachher (Teil 1): Enge Räume, weite Aussicht
Also jetzt im Moment steht das Thema Entkernung an und alles rausreißen, aber auch darüber hinaus stellen sich natürlich viele Bauherren die Frage, ist das sinnvoll, ist das gut, ist das günstig, wenn ich am Bau Eigenleistungen erbringe? Was sagst du denn dazu als Architekt?
Preisvergleich Fachfirma vs. Freunde
Thorsten Kaufhold:
Es macht Sinn, Eigenleistung zu erbringen, man muss sich nur überlegen, welche man erbringt. In dem Fall ist es so, der Bauherr kann Eigenleistungen erbringen, das ist auch in Ordnung, das stimmen wir vorher ab. Also ich würde das auch immer abstimmen, auch wenn Freunde helfen wollen, also oft ist auch ein Thema, ja, ich habe da jemanden, der mir hilft, ich habe Freunde, die das können, die mir helfen.
Ich bin immer jemand, der sagt, lasst uns einfach gucken, was es von einer Fachfirma kostet. Und dann können wir gucken, was es kostet, wenn ein Freund mir hilft. Lohnt sich das?
Lohnt sich das nicht? Also oft muss man da wirklich ganz genau hinschauen, wie günstig ist der Freund? Lohnt sich das überhaupt?
Vorsicht bei der Gewährleistung
Und dann muss ich natürlich gucken, was kann ich dabei unterstützend tun oder was kann ich selber? Das große Thema bei Eigenleistung ist auch immer die Gewährleistung, also ich muss gucken, dass ich das sauber trennen kann. Ein Beispiel wäre zum Beispiel, wenn jetzt ein Bauherr sagt, Eigenleistung im Bereich Heizung-Sanitär, da würde ich, das würde ich sagen, ja, wenn ich das klar trenne, wenn ich zum Beispiel die Waschbecken selber anbaue, das kann ich tun.
Da haftet die Firma dann bis zu den Wandauslässen, bis dahin, da kann ich echt eine ganz klare Grenze, wenn da irgendwas passiert, später kann ich genau sehen, ist es das Rohr, was undicht ist, oder ist es die Armatur am Waschtisch, die undicht ist? Also bei allen Sachen, wo man es klar trennen kann, da kann ich das tun. Klar trennen ginge das zum Beispiel nicht bei Elektro.
Wenn ich sage, ich baue die Schalter selber an, die kann ich schon falsch anbauen. Da kann ich sehr viel falsch anschließen, das muss eine Fachfirma machen. Ja, aufpassen muss man zum Beispiel, was immer geht, was alle Bauherren auch machen, sie tapezieren selber, sie streichen selber, sie verlegen selber, Fußböden, Teppichböden, Laminat, Parkett, egal was, das machen sie gerne selber, das ist auch in Ordnung so.
Man muss da nur dran denken oder darf dran denken, dass man, wenn man diese Dinge selber tut, dass man die Leistung des Vorunternehmers abnimmt.
Unsere Zusammenarbeit beginnt am Anfang der Veränderung.
Als erfahrener Architekt und international zertifizierter Feng Shui Berater helfe ich dir, individuelle und inspirierende Räume zu schaffen.
Karin Kaufhold:
Was bedeutet das?
Unbeabsichtigte Abnahme von Arbeiten
Thorsten Kaufhold:
Das bedeutet zum Beispiel, wenn sich danach herausstellt, dass der Putz nicht gerade ist, oder dass der Estrich nicht gerade ist, dass man zwar den Estrichleger haftbar machen kann für den Schaden des schiefen Estrichs, aber nicht für den Schaden, der im Bodenbelag entstanden ist. Das heißt, da bleibe ich drauf hängen. Also wenn ich den Bodenbelag dann rausreißen muss und vielleicht auch wegschmeißen muss, das ist mein Problem, nicht mehr das Problem des Estrichlegers.
Karin Kaufhold:
Das heißt, bevor ich irgendwas mache, ich glaube, Wand- und Bodenbeläge sind ein sehr gutes Beispiel, sollte ich da eine formelle Abnahme machen mit dem Unternehmer bis zu dieser Stelle, der das gemacht hat?
Thorsten Kaufhold:
Ja, genau.
Karin Kaufhold:
Also Estrichleger zum Beispiel.
Thorsten Kaufhold:
Im Idealfall auch mit dem Architekten zusammen, dass man einfach sagt, das muss man eh, wenn man mit dem Architekten zusammenbaut, muss man das vorher sowieso klar definieren, was man selber macht, was wir machen sollen, und dann wird der Architekt schon sagen, hier, da machen wir jetzt eine Abnahme, dass wir da keine Schwierigkeiten haben. Ich habe das mal gehabt bei einem Fertighaus. Die Leute sind nicht mehr mit der Firma zurechtgekommen, da hat es Riesenprobleme gegeben. Dann haben die mich geholt, dann bin ich hingefahren, hab mir das angeguckt, hab ganz viele Mängel gefunden, und da war zum Beispiel ein Mangel, dass der Putz auf der Wand so dünn und so schlecht aufgebracht war, dass man genau die Fugen der da unterliegenden Steine erkennen konnte.
Gleiches gilt für die Decke. Die Decke war so schlecht gespachtelt und hat so viele Mängel aufgewiesen, dass der Bauherr gesagt hat, ja, die putze ich schon nicht mehr, da mache ich eine Holzvertäfelung drunter. Dann habe ich ihm gesagt, wenn Sie da eine Holzvertäfelung drunter machen, nehmen Sie die Decke ab.
Dann können wir da keine Mängel mehr geltend machen. Dann hat der Bauherr mir gesagt, ja, aber ich muss aus meiner Wohnung raus. Ich habe nur noch, weiß ich nicht, vier Wochen, sechs Wochen Zeit.
Und so hat er das für sich halt begründet, dass er über alles drüber weggeht. Ich habe ihm aber klipp und klar gesagt, da können wir keine Mängel mehr geltend machen. Das haben Sie abgenommen.
Und das kam dann nachher auch raus bei der Streitschlichtung. Der hat sich ganz viele Mängel, die definitiv da waren, einfach ans Bein gebunden, weil die Firma gesagt hat, es ist abgenommen worden. Sie haben den Putz abgenommen, Sie haben die Decke abgenommen, Sie haben unseren Estrich abgenommen, alles in Ordnung, alles gut.
Und da konnte man dann nichts mehr mit machen.
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Zeit = Geld?
Karin Kaufhold:
Also ich habe jetzt auch mich vor kurzem mal mit einer Bauherrin unterhalten, die ja dann auch erzählt, ja, wir machen jetzt auch gerade viel selber, spart Geld, aber ich habe auch keinen Bock mehr und das dauert lange. Und eigentlich wollten wir Weihnachten drin sein, aber keine Ahnung, wie lange das jetzt noch dauert, weil wir machen halt viel selber. Aber das ist, glaube ich, auch nochmal ein ganz wichtiger Punkt, den man vielleicht auch mit einbeziehen sollte.
Was ist es einem auch wert, eine Leistung zügig, in Anführungszeichen, durch ein Fachunternehmen fertiggestellt zu bekommen oder es halt selber zu machen? Das kann halt unter Umständen sehr lange dauern und halt den Einzug dann auch verzögern.
Thorsten Kaufhold:
Ja, ich muss mir das vorher genau überlegen. Wenn ich es selber mache, mache ich es, in der Regel gehe ich ja noch arbeiten oder gehe beide arbeiten. Das heißt, es geht nur nach Feierabend, es geht nur am Wochenende, es geht nur an Feiertagen, es geht nur im Urlaub.
Dann muss ich gucken, passt das alles in meine Pläne rein? Und ich muss mir überlegen, wie lange brauche ich denn dafür? Und wenn man das alles einbezieht, dann, glaube ich, gibt es da keine Schwierigkeiten.
Karin Kaufhold:
Ja, nochmal so ein Punkt, also der Zeitfaktor spielt auch eine Rolle. Also das kann natürlich auch sein, dass einer dann sagt, keine Ahnung, die 30.000 Euro ist mir jetzt wert, irgendwie eine Fachfirma zu beauftragen, dafür bin ich aber ein halbes Jahr schneller fertig oder so. Das kann natürlich auch ein Punkt sein.
Doppelkosten berücksichtigen
Thorsten Kaufhold:
Ja, man muss auch sehen, es sind ja auch Finanzierungskosten, die in der Zeit laufen. Man wohnt ja quasi auch doppelt, also ich finanziere das Haus schon und bin in der alten Wohnung, im alten Haus und muss da Miete zahlen oder kann es nicht weitervermieten, also das verursacht ja auch Kosten. Das sollte man dann schon im Auge auch haben.
Karin Kaufhold:
Ja, ganz wichtiger Punkt auch nochmal an der Stelle.
Zusammenfassung: Eigenleistungen ja, aber mit Bedacht
Thorsten Kaufhold:
Also Eigenleistung, ja, mit Bedacht. Immer darüber nachdenken. Im Idealfall ist es so, dass man halt auch mit einem Architekten baut und der sollte oder erinnert einen dann auch schon daran und sagt, das geht, das geht nicht.
Ganz wichtiger Punkt ist halt wirklich die Gewährleistung, die Gewährleistung, die Gewährleistung. Da muss man wirklich aufpassen. Also ich kenne auch Fälle, wo zum Beispiel Nachbarn mal gebaut haben und auf einmal habe ich gesehen, der hat einen Anbau gemacht und auf einmal sehe ich ihn, wie er, der war auch im Keller, der Anbau, es wurde auch der Keller erweitert, wie er da selber am Abdichten war.
Da habe ich gesagt, was machst du denn da? Ja, das mache ich in Eigenleistung. Da habe ich gesagt, herzlichen Glückwunsch, der Bauunternehmer wird sich bedanken, weil jetzt hat er keine Gewährleistungsprobleme mehr.
Wieso? Ich sage ja, weil du bist jetzt dafür verantwortlich, dass der Bau wasserdicht ist. Wenn da jemals, aus welchen Gründen auch immer, Wasser reinkommt, wirst du den Bauunternehmer nicht haftbar machen können, sondern das bist dann du.
Und da hat er mich ganz groß angeguckt und hat gesagt, ja, dadurch spare ich aber Geld. Ich sage, ja, natürlich sparst du, dadurch geht es doch richtig.
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Karin Kaufhold:
Wenn es dann dicht ist.
Thorsten Kaufhold:
Aber wie groß ist dein Risiko? Also das musst du dann auch sehen wie eine Versicherung. Wenn du das von der Firma machen lässt, hast du auch die Gewährleistung, dass die Firma das dann halt weg macht, wenn da was irgendwie nicht richtig ist.
Karin Kaufhold:
Ja, also ganz wichtiger Punkt bei den Eigenleistungen. Achtet darauf auf die Gewährleistung, auch wenn es vorhergehende Gewerke gibt, wie zum Beispiel Estrich ist ein gutes Beispiel. Wenn ihr selber den Bodenbelag legt, habt ihr damit eine Abnahme durchgeführt von den Arbeiten, die davor gelagert waren.
Also gegebenenfalls zwischendurch schon mal Gewährleistungsabnahmen machen, am besten mit dem Architekten natürlich zusammen oder in Absprache. Ein anderes Thema, was wir hatten, war der Zeit- und Geldfaktor. Natürlich spart man vielleicht Geld.
Es dauert aber möglicherweise länger, bis man einziehen kann. Während der Zeit habt ihr schon Finanzierungskosten. Also es kann sich durchaus lohnen, Geld in Fachunternehmen zu investieren, weil man dann einfach schneller von dieser Doppelbelastung runterkommt, Miete zahlen und das Haus gleichzeitig schon zu finanzieren.
Was ihr selber machen könnt, auf jeden Fall sind Tapezieren oder Malerarbeiten, Streichen, Bodenbeläge aufbringen und alles, was sich ganz klar trennen lässt vom vorherigen Fachunternehmer. Also zum Beispiel, wenn ihr im Bereich Sanitär was selber machen wollt, zum Beispiel Waschbecken dran schrauben. Da kann man bei Problemen später klar die Ursache feststellen.
Und Finger weg von Elektrik. Habe ich noch was vergessen?
Thorsten Kaufhold:
Nein, war schon gut zusammengefasst. Vielen Dank.
Karin Kaufhold:
Ich danke dir und bis zum nächsten Mal.
Thorsten Kaufhold:
Bis zum nächsten Mal.
Karin Kaufhold:
Tschüss.
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